Fett durch Fette?
Ein Mythos, der sich hartnäckig hält:
Viele glauben wirklich noch, dass ihr Problem das Fett sei;
Das Gegenteil ist der Fall.
Sie ist eine der größten Ernährungsirrtümer der letzten Jahrzehnte: die Annahme, dass Fett in der Nahrung dick macht. Etliche Studien haben gezeigt, dass Fett wichtig und gesund ist – wenn man das richtige zu sich nimmt. Die Ernährungsindustrie hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr fettarme Light-Produkte auf den Markt gebracht und sie dem Verbraucher als gesunde Schlankmacher verkauft. Kein Wunder, haben doch die Medien und Ernährungsexperten über Jahre den Menschen vermittelt, dass zu viel Fett in der Nahrung ungesund sei – und vor allem, dass es dick mache.
Dagegen wäre es richtig, zu unterscheiden, welche Fette tatsächlich der Gesundheit zuträglich sind und welche nicht. Dazu sollte man noch informieren welche Fette, wie verstoffwechselt werden und welche dann als Fettmacher zu gelten haben.
Allgemein unterscheidet man zwischen ungesättigten und gesättigten Fetten, die man früher gerne mal mit den Labeln „gesund“ bzw. „ungesund“ versah (eine Unterscheidung, die heute als überholt gilt). Beide Fettarten braucht der Mensch täglich für Stoffwechselprozesse im Körper. So sind sie zur Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K erforderlich, sorgen für ein natürliches Sättigungsgefühl, werden für die Funktion von Hormonen und Enzymen benötigt und verringern Schwankungen im Blutzuckerspiegel.
Fettreduzierte Diäten funktionieren nicht, aber Fett kann dabei helfen, Gewicht zu verlieren.
Über die Fett-Mythen klärt auch der US-Autor, Arzt und Professor für Pädiatrie, Aaron Carroll, in seinem neuen Buch „The Bad Food Bible“ auf. Er schreibt: „Wenn es etwas gibt, das wir über Fett wissen, dann, dass Fettverzehr keine Gewichtszunahme bewirkt. Ganz im Gegenteil, es kann sogar dabei helfen, ein paar Kilos loszuwerden“.
Die Aussage untermauert er mit diversen Studienergebnissen. So wurde in einer groß angelegten Frauen-Studie mit fast 50.000 Teilnehmerinnen in einem Zeitraum von acht Jahren untersucht, ob eine fettreduzierte Ernährung gesünder sei. Dabei aßen 60 Prozent der Frauen ganz normal, während die anderen 40 Prozent ihren Fettanteil in der Ernährung deutlich reduzierten. Anstatt 38 Prozent der Kalorien durch Fett aufzunehmen, waren es bei ihnen nur noch 20 Prozent.
Nach Auswertung der Daten wurde festgestellt, dass fettarme Ernährung weder das Risiko für Herzerkrankungen und Brustkrebs senken konnte, noch dauerhaft zur Gewichtsreduktion beiträgt. Im Umkehrschluss lässt sich sagen, dass Fett diese Faktoren auch nicht negativ beeinflusst.
Nicht Fett, sondern Zucker macht dick
Wo tatsächlich das Problem der Gewichtszunahme liegt, zeigt eine Auswertung von über 50 Ernährungsstudien, die in der medizinischen Fachzeitschrift „Food and Nutrition Research“ veröffentlicht wurde. Dabei hat man nur Studien herangezogen, die ab dem Jahr 2000 durchgeführt wurden. Bei der Analyse der Daten fanden die Forscher heraus, dass ein erhöhter Verzehr von Ballaststoffen und Nüssen kaum zu einer Gewichtszunahme führt, während ein hoher Fleischverzehr die Gewichtszunahme begünstigt. Ebenso wurden Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Vollkornprodukte, Haferflocken und fette Milcherzeugnisse vor einer Gewichtszunahme schützen. Zudem bewahren Ballaststoffe und Früchte vor einer Zunahme an der Taille.
Auf der anderen Seite konnte ein Zusammenhang zwischen starkem Verzehr von Weißmehlprodukten, Süßigkeiten und Nachspeisen und einer Gewichtszunahme gepaart mit einem größeren Bauchumfang festgestellt werden. Das Problem ist offensichtlich nicht Fett, sondern Zucker sowie einfache Kohlenhydrate aus Weißmehl. Laut den Verfassern schützen die Zunahme von ballaststoffreicher Kost und Molkereierzeugnissen sowie die Abnahme von Weißmehl, Fleisch und Zucker dauerhaft vor dem Dickwerden.
„In Deutschland wird nicht zu viel Fett gegessen, sondern zu viele Kohlenhydrate. Deutschland ist unter der Zunahme der Kohlenhydrate immer dicker geworden“, sagt Ernährungsexperte Dr. Riedl. Dabei sei Zucker die „Königsklasse der Dickmacher“. Und weiter: „Es geht schnell ins Blut über und lässt den Insulinspiegel steigen. Ein hoher Insulinspiegel verhindert wiederum den Fettabbau.“
Fett zu sich nehmen und dadurch schlank bleiben? Klingt paradox, ist es aber nicht, wie eine neue Studie nahelegt. Dabei macht Olivenöl den Wissenschaftlern zufolge am meisten satt.
Ausgerechnet der Verzehr von bestimmten Fetten kann offenbar gegen unerwünschte Gewichtszunahme helfen. Grund ist der Sättigungseffekt – und der ist beim Olivenöl besonders groß, wie eine Studie an der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Wien ergab. Fettreduzierte Lebensmittel hingegen helfen nicht unbedingt gegen überflüssige Pfunde – denn sie machen nicht lange satt.
Grund für die Sättigungswirkung beim Öl waren die Aromastoffe, wie die TUM mitteilte. „Wir haben nachgewiesen, dass Geschmackstoffe die Sättigung regulieren können“, erläuterte Professor Peter Schieberle, der auch Leiter der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie ist. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse dazu beitragen, künftig wirkungsvollere fettreduzierte Lebensmittel mit unverändertem Sättigungseffekt zu entwickeln.“
Olivenöl-Gruppe nahm nicht zu
Die Arbeitsgruppe um Schieberle und Veronika Somoza von der Universität Wien hatte vier Speisefette untersucht: Schweineschmalz, Milchfett, Raps- und Olivenöl. Drei Monate verzehrten die Studienteilnehmer täglich 500 Gramm Magerjoghurt, der mit einem der vier Fette angereichert war – zusätzlich zu ihrer normalen Kost.
„Den größten Sättigungseffekt hatte das Olivenöl“, sagte Schieberle. Die Olivenöl-Gruppe nahm auch nicht zu – bei ihren Teilnehmern blieben der Anteil des Körperfetts und das Körpergewicht konstant. „Das Ergebnis überraschte, da Raps- und Olivenöl ähnliche Fettsäuren enthalten.“
Inhaltsstoffe wirken auf Blutzuckerspiegel
Daher nahmen die Wissenschaftler die Aromen ins Visier. Nun erhielt eine Gruppe Joghurt mit Aroma-Extrakten aus Olivenöl und eine Kontrollgruppe reinen Joghurt. Die Olivenöl-Gruppe blieb bei ihrer Energieaufnahme; die Kontrollgruppe verzehrte hingegen mehr Kalorien.
Die Inhaltsstoffe wirkten offenbar direkt auf den Blutzuckerspiegel. Wie lange das Sättigungsgefühl anhält, hängt neben anderen Faktoren insbesondere vom Blutzuckerspiegel ab. Je schneller er sinkt, desto eher fühlt man sich wieder hungrig. Am wirkungsvollsten war in der Studie italienisches Olivenöl.
Dank der enthaltenen Inhaltsstoffe und besonders den einfach ungesättigten Fettsäuren eignet sich Olivenöl wie kein anderes Öl für nachhaltigen Gewichtsverlust. Denn Ölsäure wird vom Körper bereitwillig verstoffwechselt, nur selten gespeichert, ist stabil und das Öl als Ganzes könnte, wenn es täglich konsumiert wird, wie ein Stoffwechselturbo wirken.
Die Erfahrungen mit diesem Öl in puncto Gewichtsverlust sind durch die Bank weg positiv!
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